Gastartikel: VERSTÄNDLICHE TEXTE SCHREIBEN

Gastartikel: VERSTÄNDLICHE TEXTE SCHREIBEN

Eine echte Premiere auf meinem Blog: der erste Gastartikel!
Bei Texttreff, dem Netzwerk für wortstarke Frauen, hat das „Blogwichteln“ bereits Tradition. Kurz vor Weihnachten oder auch zum Start ins neue Jahr beschenken wir uns mit Blogartikeln.

Auch ich durfte vor kurzem einen Gastbeitrag verfassen. Auf Dr. Katja Flinzners Blog ContentIQ zeige ich euch „5 Wege, eurer Website mehr Persönlichkeit zu verleihen“. Schauen Sie doch mal vorbei!

Nun wurde also ich beschenkt. Gesa Füßle ist Übersetzerin und Lektorin und gibt Tipps, wie Sie Ihre Texte verständlicher formulieren können:

Was ist schlimmer? Jemand, der dir mit lauter Fachbegriffen Dinge erklärt, von denen du überhaupt nichts verstehst, oder jemand, der dir Dinge erklärt, die du eh schon weißt?

Richtig, beides ist ziemlich blöd.

Mit Texten ist es wie im richtigen Leben: Stell dich auf dein Gegenüber ein. Mit ein bisschen Einfühlungsvermögen sollte das kein großes Problem sein. Verkaufst du Rohre an Klempner*innen? Dann kannst und solltest du Fachbegriffe benutzen. Denn ihr beiden, verkaufende und kaufende Person, habt das nötige Fachwissen. Es wäre wenig seriös, einfach nur von dicken und dünnen Rohren zu sprechen. Nein, „Präzisionsrohr“, „Kapillarrohr“, „Toleranz“, „Druck“ und andere hübsche Wörter sollten wohl vorkommen. Die habe ich mir soeben von der Website einer Rohrmanufaktur zusammengesucht. Ich verstehe den Text kaum, den ich dort gerade gelesen habe – aber das ist egal, denn ich bin keine potenzielle Kundin.

Fachbegriffe sind wichtig für jemanden mit Fachwissen.

Verkaufst du Reste von Rohren an bastelbegeisterte Menschen, die daraus eine kolossale Murmelbahn bauen wollen? Dann sind mutmaßlich Material und Durchmesser ausschlaggebend. Vielleicht wird diese Kundschaft wissen wollen, welche Art von Murmeln in welchen Rohren am besten kullern. Während du also die Art der Rohre einfach erklärst, darfst du bei der Murmelsorte (Glas? Ton? Stein?) wieder etwas mehr ins Detail gehen.

Einfache Beschreibungen sind nicht nur ausreichend, sondern wünschenswert, wenn man nur die Basics kennen muss.

Ein Text ist nicht zwangsläufig wie ein Aufsatz. Einen Spannungsbogen wie im Deutschunterricht brauchst du weniger dringend, wenn du ein Produkt beschreiben willst. Nein, die Leserschaft möchte Fakten sehen! Wer Spannung möchte, liest einen Krimi, wer ein Kupferrohr sucht, möchte sich nicht erst durch blumige Beschreibungen kämpfen müssen, bis die Sprache endlich aufs Material kommt.

Halte dich an die Fakten, schweife nicht unnötig aus.

Wenn dein Beruf das Verfassen von Texten beinhaltet, brauchst du also reichlich Fantasie, um dich in die Rolle deiner Auftraggebenden zu begeben. Und dann musst du dir vorstellen, dass du mit deren Kundschaft zu tun hast. Um-die-Ecke-Denken ist also gefragt. Hierfür ist das Briefing enorm wichtig. Welche Begriffe müssen unbedingt verwendet werden (lass sie dir erklären, wenn du sie nicht verstehst, damit du sie korrekt anwenden kannst), welches Wissen kann vorausgesetzt werden?

Wir alle verwenden in unserem Berufsalltag völlig selbstverständlich Wörter, die anderen in unserem Umfeld vielleicht komplett unbekannt sind. Als die E-Books auf den Markt kamen, war das Lieblingswort des papierliebenden Teils der Buchbranche plötzlich „Haptik“. Es ging darum, dass das Gefühl eines Buchs in der Hand viel schöner/authentischer/angenehmer/echter, sprich: besser ist als das eines E-Readers. Dieser Begriff war mir bis dahin vollkommen unbekannt. In der Buchwelt ist er weiterhin präsent, sicher findet man ihn auch in der Stoffbranche oder bei Griffherstellern. Ich mutmaße aber, dass es weiterhin viele Menschen gibt, die mit dem Wort nichts anfangen können, weil es in ihrer Welt nicht vorkommt. Außerhalb der Buchbranche würde ich den Begriff also nicht einfach in einem Gespräch verwenden bzw. ihn erklären. Es ist eigentlich vollkommen logisch. Denn wir sollten immer auf unser Gegenüber eingehen.

Schreib verständlich. Stell dich auf die Kenntnisse deiner Zielgruppe ein.

Wenn du Zweifel hast, lies dir den Text laut vor. An welcher Stelle gerätst du ins Stocken? Welchen Satz musst du noch mal lesen, weil er so unglaublich lang ist? Oder sind alle Sätze unglaublich kurz und du verfällst beim Vorlesen in eine Art monotonen Singsang? Variiere die Satzlänge, aber nicht bis zur Unendlichkeit!

Oh, und noch was: Sei nicht stur. Wenn dir jemand sagt, dass dein Text an einer Stelle nicht gut verständlich ist, freue dich. Sieh dir den Text noch einmal an, lass dir erklären, wo es hakt. Und dann mach es besser. Sei offen für Kritik.

Vielleicht hast du einen Beruf, der überhaupt nichts mit Text zu tun hast, musst aber trotzdem dein Produkt beschreiben. Dann sei ehrlich mit dir: Bekommst du das gut hin? Oder sollte lieber noch ein Profi einen Blick auf deinen Text werfen? Es mag dir widerstreben, dafür Geld auszugeben, weil du ja schließlich fehlerfrei schreiben kannst. Wenn aber deine Kundschaft genervt deine Website schließt, weil sie nicht findet, was sie sucht, wenn niemand zu der von dir beworbenen Veranstaltung kommt, weil aus der Ankündigung nicht klar wurde, an wen sie sich überhaupt richtet – dann gilt: Die Kosten für den Profi werden durch die dadurch gewonnene Kundschaft wieder ausgeglichen.

Gesa Füßle

Gesa Füßle

Gesa Füßle ist Übersetzerin und Lektorin. Außerdem unterrichtet sie das Entziffern alter Handschriften. Sie lebt im ländlichen Teil von Hamburg und erklärt ihrer Nachbarschaft immer wieder gern, was sie eigentlich beruflich macht.

Mehr über Gesa:
Website und Blog: www.textfuss.de
Twitter: @textfuss

Foto: Gerrit de Lange

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